vorgelesen von Reiner Makohl
Das Wort ward Fleisch
Johannes 1,1-5, 9-14 und 16-18 gehört zu den zentralen Texten des Neuen Testaments und wird aus evangelischer Sicht als tiefgründige theologische Erklärung verstanden, wer Jesus Christus ist und was sein Kommen bedeutet. In diesen Versen wird Jesus als das »Wort« (griechisch: Logos) bezeichnet, das seit Anfang an bei Gott war und selbst Gott ist. Hier sind einige Kernpunkte und die evangelische Interpretation dazu:
Die Verse betonen die göttliche Natur Jesu. »Im Anfang war das Wort« zeigt, dass Christus nicht einfach ein Mensch ist, sondern ewigen und göttlichen Ursprung hat. Für evangelische Christen weist dies auf Jesus als Mitschöpfer mit Gott hin, durch den alles geschaffen wurde. Er ist nicht nur ein Gesandter Gottes, sondern das göttliche Wort selbst, das in die Welt gekommen ist.
Das Bild vom Licht, das in die Dunkelheit scheint, wird in der evangelischen Theologie oft als Symbol für die Erlösung interpretiert, die Christus bringt. Das Licht vertreibt die geistliche Dunkelheit der Sünde und des Todes und zeigt den Weg zu Gott.
In Vers 9 wird Jesus als »das wahre Licht« bezeichnet, das jeden Menschen erleuchtet. Diese Worte zeigen, dass Christus nicht nur für das jüdische Volk, sondern für die ganze Menschheit gekommen ist. Das Evangelium verkündet hier die Universalität des Heilsgeschehens – das Heil ist allen Menschen zugänglich.
Johannes 1,14 ist für die evangelische Theologie besonders wichtig, da hier die Menschwerdung Gottes beschrieben wird: »Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.« Diese Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ist zentral für das evangelische Verständnis des Heils. Gott wird in Jesus Mensch, teilt das menschliche Leben und bringt so die göttliche Nähe zu den Menschen. Durch seine Menschwerdung nimmt Jesus das Leiden der Menschen auf sich und ermöglicht die Versöhnung mit Gott.
Diese Begriffe spielen in der evangelischen Theologie eine zentrale Rolle. Die Gnade Gottes zeigt sich in Jesus Christus, der Liebe und Vergebung jenen bringt, die bereit sind, sie anzunehmen. Die Wahrheit offenbart Gottes Wesen und Willen, wie er in Jesus zu den Menschen spricht.
In Vers 16 spricht Johannes von der »Fülle«, die durch Christus zu uns kommt – »Gnade um Gnade«. Dies wird in der evangelischen Auslegung oft als Hinweis auf die fortwährende Güte und Vergebung Gottes verstanden, die in Jesus erfahrbar wird. Durch ihn haben Gläubige Zugang zu Gottes Gnade.
In Vers 18 heißt es, dass niemand Gott je gesehen hat, aber Jesus als der Sohn hat ihn offenbart. Nach evangelischer Lehre bedeutet das, dass Jesus das sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes ist. Er ist derjenige, der uns Gottes Herz, Wesen und Willen näherbringt. Durch Jesus erfahren wir Gott nicht als fernes Wesen, sondern als nahe und liebende Präsenz.
In diesen Versen des Johannesevangeliums wird Jesus als ewiges Wort Gottes und Licht der Welt beschrieben, das Erlösung und Gottes Gnade bringt.
Für die evangelische Theologie ist dieser Text eine Einladung, auf Christus als den Offenbarer Gottes zu vertrauen, der in die Welt kam, um die Dunkelheit zu vertreiben und die Menschen zur Gemeinschaft mit Gott zu führen.
Das Textstück vom Anfang des Johannesevangeliums enthält Worte, die das Wesen Gottes und das Geschenk Jesu an uns Menschen beleuchten. Johannes führt uns direkt ins Herz des Glaubens und spricht davon, wie das Wort, das bei Gott war und selbst Gott ist, in unsere Welt gekommen ist. Der Text spricht davon, dass »das Wort Fleisch geworden ist« und unter uns gewohnt hat.
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Mit diesen majestätischen Worten beginnt der Hymnus, der das Johannesevangelium einleitet. Aber was bedeutet das für uns heute?
Worte haben Macht. Sie können aufbauen oder zerstören, trösten oder verletzen. Doch hier geht es um mehr als menschliche Worte. Es geht um das göttliche Wort, den Logos, der von Anfang an bei Gott war und durch den alles geschaffen wurde.
Der Logos, das ist gemäß den Schilderungen des Johannes zunächst ein präexistentes, göttliches Prinzip (»Im Anfang« → 1Mos 1,1), dann auch eine göttliche Instanz, die schließlich als Jesus von Nazareth Mensch wurde und sich als der erwartete Messias, als Christus erwies.
Der Logos ist somit im christlichen Verständnis Christus selbst, der göttliche Sohn Gottes. Er verkörpert das verbindende und schaffende Wort Gottes, durch das alles ins Leben kam und das in seiner Gestalt als Mensch in die Welt gekommen ist, um die Menschen zu erlösen und ihnen Gottes Wesen zu offenbaren.
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Dies ist das Herzstück unseres Glaubens. Gott bleibt nicht fern und unnahbar. Er wird Mensch in Jesus Christus. Er kommt in unsere Welt, in unser Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen.
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis. In einer Welt, die oft dunkel erscheint, bringt Christus Licht und Hoffnung. Er zeigt uns den Weg zu Gott und zueinander.
Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden. Dies ist die wunderbare Verheißung: Durch den Glauben an Jesus Christus werden wir zu Kindern Gottes. Wir gehören zur Familie Gottes, sind geliebt und angenommen.
Es ist nun unsere Sache, dieses Licht, diese Liebe und diese Hoffnung in die Welt zu tragen. Wir können Gottes Wort in unserem Leben konkret werden lassen, indem wir es in Taten der Liebe und des Mitgefühls umsetzen.
Es kann »Fleisch« werden, weil wir aus Fleisch sind. Wir sind lebende Menschen und wir verkörpern das, was uns gegeben ist und was wir annehmen und sein wollen.
Wir können und sollten uns also bewusst entscheiden, Gott in unserem Leben und durch unser Leben zur Entfaltung zu bringen. Damit das Wort »Fleisch« werde. Immer wieder neu.
Perikope | Typ | Tag |
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1531 - 1898 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen | ||
1899 - 1978 | ||
Joh 1,1-14 | 2. Evangelium | |
Joh 1,15-18 | 2. Evangelium | |
Lutherische Kirchen 1958-1978 | ||
Joh 1,1-14 | Evangelium + | |
Joh 1,15-18 | Marginaltext | |
1979 - 2018 | ||
Joh 1,1-5[.6-8].9-14 | Evangelium + | |
Joh 1,15-18 | Reihe III | |
seit 2019 | ||
Joh 1,1-5.9-14[.16-18] | Evangelium + | |
Joh 1,15-18 | Reihe IV |
Frakturschrift ist nicht leicht zu lesen. Die Videos zeigen ausgewählte Texte aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frakturzeichensatz nicht leicht zu lesen. Wir bieten Videos, in denen ausgewählte Perikopen aus den Sonn- und Feiertagsreihen vorgelesen werden.
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©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de
Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl
Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre