Johannes 1,1-5.9-14[.16-18]

Das Hörbuch-Video zur Lutherbibel von 1545

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zur Lutherbibel von 1545

 

 

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Das Wort ward Fleisch

Evangelium nach Johannes
1,1-5.9-14[.16-18]

vorgelesen von Reiner Makohl

 

 

 

Gedanken zum Text

 

Evangelium nach Johannes
Kapitel 1, Verse 1-5, 9-14 und 16-18

Das Wort ward Fleisch

Einleitung

Johannes 1,1-5, 9-14 und 16-18 ge­hört zu den zen­tra­len Tex­ten des Neu­en Tes­ta­ments und wird aus evan­ge­li­scher Sicht als tief­grün­di­ge theo­lo­gi­sche Er­klä­rung ver­stan­den, wer Je­sus Chris­tus ist und was sein Kom­men be­deu­tet. In die­sen Ver­sen wird Je­sus als das »Wort« (grie­chisch: Lo­gos) be­zeich­net, das seit An­fang an bei Gott war und selbst Gott ist. Hier sind ei­ni­ge Kern­punk­te und die evan­ge­li­sche In­ter­pre­ta­ti­on da­zu:

 

Joh 1,1-5:
Das Wort (Logos) und die Schöpfung

Die evangelische Sichtweise

Die Verse betonen die gött­li­che Na­tur Je­su. »Im Anfang war das Wort« zeigt, dass Chris­tus nicht ein­fach ein Mensch ist, son­dern ewi­gen und gött­li­chen Ur­sprung hat. Für evan­ge­li­sche Chris­ten weist dies auf Je­sus als Mit­schöp­fer mit Gott hin, durch den al­les ge­schaf­fen wur­de. Er ist nicht nur ein Ge­sand­ter Got­tes, son­dern das gött­li­che Wort selbst, das in die Welt ge­kom­men ist.

Licht und Finsternis

Das Bild vom Licht, das in die Dunkelheit scheint, wird in der evangelischen Theologie oft als Symbol für die Erlösung interpretiert, die Christus bringt. Das Licht vertreibt die geistliche Dunkelheit der Sünde und des Todes und zeigt den Weg zu Gott.

 

Joh 1,9-14:
Das wahre Licht und die Inkarnation

Das wahre Licht

In Vers 9 wird Je­sus als »das wahre Licht« be­zeich­net, das je­den Men­schen er­leuch­tet. Die­se Wor­te zei­gen, dass Chris­tus nicht nur für das jü­di­sche Volk, son­dern für die gan­ze Mensch­heit ge­kom­men ist. Das Evan­ge­li­um ver­kün­det hier die Uni­ver­sa­li­tät des Heils­ge­sche­hens – das Heil ist al­len Men­schen zu­gäng­lich.

Inkarnation (das Wort wurde Fleisch)

Johannes 1,14 ist für die evan­ge­li­sche Theo­lo­gie be­son­ders wich­tig, da hier die Mensch­wer­dung Got­tes be­schrie­ben wird: »Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.« Die­se Mensch­wer­dung Got­tes in Je­sus Chris­tus ist zen­tral für das evan­ge­li­sche Ver­ständ­nis des Heils. Gott wird in Je­sus Mensch, teilt das mensch­li­che Le­ben und bringt so die gött­li­che Nä­he zu den Men­schen. Durch sei­ne Mensch­wer­dung nimmt Je­sus das Lei­den der Men­schen auf sich und er­mög­licht die Ver­söh­nung mit Gott.

Gnade und Wahrheit

Diese Begriffe spielen in der evan­ge­li­schen Theo­lo­gie ei­ne zen­tra­le Rol­le. Die Gna­de Got­tes zeigt sich in Je­sus Chris­tus, der Lie­be und Ver­ge­bung je­nen bringt, die be­reit sind, sie an­zu­neh­men. Die Wahr­heit of­fenbart Got­tes We­sen und Wil­len, wie er in Je­sus zu den Men­schen spricht.

 

Joh 1,16-18:
Fülle und Gnade

Gnade um Gnade

In Vers 16 spricht Jo­han­nes von der »Fülle«, die durch Chris­tus zu uns kommt – »Gnade um Gnade«. Dies wird in der evan­ge­li­schen Aus­le­gung oft als Hin­weis auf die fort­wäh­ren­de Gü­te und Ver­ge­bung Got­tes ver­stan­den, die in Je­sus er­fahr­bar wird. Durch ihn ha­ben Gläu­bi­ge Zu­gang zu Got­tes Gna­de.

Keiner hat Gott je gesehen

In Vers 18 heißt es, dass nie­mand Gott je ge­se­hen hat, aber Je­sus als der Sohn hat ihn of­fen­bart. Nach evan­ge­li­scher Leh­re be­deu­tet das, dass Je­sus das sicht­ba­re Bild des un­sicht­ba­ren Got­tes ist. Er ist der­je­ni­ge, der uns Got­tes Herz, We­sen und Wil­len nä­her­bringt. Durch Je­sus er­fah­ren wir Gott nicht als fer­nes We­sen, son­dern als na­he und lie­ben­de Prä­senz.

 

Zusammenfassung

In diesen Ver­sen des Jo­han­nes­evan­ge­li­ums wird Je­sus als ewi­ges Wort Got­tes und Licht der Welt be­schrie­ben, das Er­lö­sung und Got­tes Gna­de bringt.

Für die evan­ge­li­sche Theo­lo­gie ist die­ser Text ei­ne Ein­la­dung, auf Chris­tus als den Of­fen­ba­rer Got­tes zu ver­trau­en, der in die Welt kam, um die Dun­kel­heit zu ver­trei­ben und die Men­schen zur Ge­mein­schaft mit Gott zu füh­ren.

 

 

 

 

Kleiner Entwurf für eine Predigt

 

 

Evangelium nach Johannes
1,1-5.9-14[.16-18]

 

Das Wort ward Fleisch!

Werdet Gottes Kinder!

Text

Das Textstück vom An­fang des Jo­han­nes­evan­ge­li­ums ent­hält Wor­te, die das We­sen Got­tes und das Ge­schenk Jesu an uns Men­schen be­leuch­ten. Jo­han­nes führt uns di­rekt ins Herz des Glau­bens und spricht da­von, wie das Wort, das bei Gott war und selbst Gott ist, in un­se­re Welt ge­kom­men ist. Der Text spricht da­von, dass »das Wort Fleisch ge­wor­den ist« und un­ter uns ge­wohnt hat.

Im Anfang ...

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Mit diesen ma­jes­tä­ti­schen Wor­ten be­ginnt der Hym­nus, der das Jo­han­nes­evan­ge­li­um ein­lei­tet. Aber was be­deutet das für uns heu­te?

Die Kraft des Wortes

Worte haben Macht. Sie können auf­bau­en oder zer­stö­ren, trös­ten oder ver­let­zen. Doch hier geht es um mehr als mensch­li­che Wor­te. Es geht um das gött­li­che Wort, den Lo­gos, der von An­fang an bei Gott war und durch den al­les ge­schaf­fen wur­de.

Der Logos, das ist ge­mäß den Schil­de­run­gen des Jo­han­nes zu­nächst ein prä­exis­ten­tes, gött­li­ches Prin­zip (»Im Anfang«→ 1Mos 1,1), dann auch ei­ne gött­li­che Ins­tanz, die schließ­lich als Je­sus von Na­za­reth Mensch wur­de und sich als der erwartete Messias, als Christus er­wies.

Der Logos ist somit im christ­li­chen Ver­ständ­nis Chris­tus selbst, der gött­li­che Sohn Got­tes. Er ver­kör­pert das ver­bin­den­de und schaf­fen­de Wort Got­tes, durch das al­les ins Le­ben kam und das in sei­ner Ge­stalt als Mensch in die Welt ge­kom­men ist, um die Men­schen zu er­lö­sen und ihnen Got­tes We­sen zu of­fen­ba­ren.

Gott wird Mensch

Und das Wort ward Fleisch und wohn­te un­ter uns. Dies ist das Herz­stück un­se­res Glau­bens. Gott bleibt nicht fern und un­nah­bar. Er wird Mensch in Je­sus Chris­tus. Er kommt in un­se­re Welt, in un­ser Leben, mit all sei­nen Hö­hen und Tie­fen.

Das Licht in der Dunkelheit

In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Men­schen. Und das Licht scheint in der Fins­ter­nis. In ei­ner Welt, die oft dun­kel er­scheint, bringt Chris­tus Licht und Hoff­nung. Er zeigt uns den Weg zu Gott und zu­ein­an­der.

Wir können und sollen Gottes Kinder werden

Wie viele ihn aber auf­nah­men, de­nen gab er Macht, Got­tes Kin­der zu wer­den. Dies ist die wun­der­ba­re Ver­hei­ßung: Durch den Glau­ben an Je­sus Chris­tus wer­den wir zu Kin­dern Got­tes. Wir ge­hö­ren zur Fa­mi­lie Got­tes, sind ge­liebt und an­ge­nom­men.

Schluss

Es ist nun unsere Sache, die­ses Licht, die­se Lie­be und die­se Hoff­nung in die Welt zu tra­gen. Wir kön­nen Got­tes Wort in un­se­rem Le­ben kon­kret wer­den las­sen, in­dem wir es in Ta­ten der Lie­be und des Mit­ge­fühls um­set­zen.
Es kann »Fleisch« wer­den, weil wir aus Fleisch sind. Wir sind le­ben­de Men­schen und wir ver­kör­pern das, was uns ge­ge­ben ist und was wir an­neh­men und sein wol­len.

Wir können und soll­ten uns al­so be­wusst ent­schei­den, Gott in un­se­rem Le­ben und durch un­ser Le­ben zur Ent­fal­tung zu brin­gen. Da­mit das Wort »Fleisch« wer­de. Im­mer wie­der neu.

 

 

Perikopen: Liturgiegeschichtliche Verwendung
Perikope Typ Tag
1531 - 1898  

Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen

1899 - 1978  

Joh 1,1-14

2. Evangelium

→ Zweiter Weihnachtstag

Joh 1,15-18

2. Evangelium

→ 4. Sonntag des Advents

Lutherische Kirchen
1958-1978
 

Joh 1,1-14

Evangelium +
Reihe I

→ Heiliges Christfest II
(2. Weihnachtstag)

Joh 1,15-18

Marginaltext

→ 2. Sonntag nach Epiphanias

1979 - 2018  

Joh 1,1-5[.6-8].9-14

Evangelium +
Reihe I

→ Christfest II
(2. Weihnachtstag)

Joh 1,15-18

Reihe III

→ Fest der Erscheinung des Herrn
(Epiphanias)

seit 2019  

Joh 1,1-5.9-14[.16-18]

Evangelium +
Reihe I

→ Christfest I
(1. Weihnachtstag)

Joh 1,15-18

Reihe IV

→ Fest der Erscheinung des Herrn
(Epiphanias)

 

 

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Titelbild
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Frakturschrift ist nicht leicht zu le­sen. Die Vi­de­os zei­gen aus­ge­wähl­te Tex­te aus der Luther­bi­bel von 1545, vor­ge­le­sen von Reiner Makohl.

 

 

Zum Gebrauch

Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frak­tur­zei­chen­satz nicht leicht zu le­sen. Wir bie­ten Vi­de­os, in de­nen aus­ge­wähl­te Pe­ri­ko­pen aus den Sonn- und Fei­er­tags­rei­hen vor­ge­le­sen wer­den.

Wir empfehlen, die Vi­de­os im Voll­bild­mo­dus zu ge­nie­ßen.

 

 

Credits zum Video:

©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de

Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl

Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre

 

 

Sabrina

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©by Reiner Makohl | Stilkunst.de

SK Version 18.11.2024